Sonntag, 5. Juli 2015

Der beste Ort zum Schreiben ist...?


Wie stellt man sich einen Autor bei der Arbeit vor?

Ehe ich mit dem Schreiben begann hatte ich die Vorstellung eines Autors ähnlich der eines Privatdetektivs in einem 60er-Jahre-Film. Man schließe die Augen und stelle sich folgende Szenerie vor:

 Eine Villa am Ende einer Allee. Alle Fenster sind verschlossen, draußen tobt ein Sturm. Die Hausbewohner- sofern es sich um mehrere Personen handelt- haben sich in ihre Zimmer zurückgezogen. Unter der Tür des Arbeitszimmers quillt der Rauch einer frischen Pfeife hervor, das Stelle klackern der Schreibmaschienentastatur lässt erahnen, dass hinter dieser Tür eine neue Welt entsteht. 

Warum genau alle Autoren in meiner kindlichen Vorstellung rauchen oder warum sie nur bei schlechtem Wetter und allein in im kleinen Kämmerlein schreiben, kann ich mir selbst nicht erklären.

Tatsächlich ist der Arbeitsplatz eines Autoren ebenfalls so individuell wie seine Texte und natürlich sein Charakter. ich kenne Autoren, die können sich beispielsweise nur auf ihren Text konzentrieren, wenn um sie herum ausreichend Leben statt findet. Sie setzen sich dann einen Tag ins Einkaufszentrum oder schreiben ihre Bücher während des Unterrichts oder der Uni.

Andere wiederum hassen diese Unruhe, die in großen Menschenmengen herrscht und schreiben ihre Texte tatsächlich wie in eben beschriebenem Beispiel in verschlossenem Kämmerlein bei schlechtem Wetter und privatem Luxus.

Ein solcher Autor bin ich. Ich rauche zwar keine Pfeife beim Schreiben, obwohl ich intensiv darüber nachgedacht habe, doch verputze ich während derb Textproduktion geschätzte drei bis 5 Packungen Lakritze. ich liebe Lakritze!

Der Vorteil dieser Taktik ist offensichtlich: das Schreiben gleicht einer Reise in eine fremde Welt, ich vergesse alles um mich herum und werde Teil dessen, was ich dabei bin zu erschaffen. Dabei geschieht es, dass beim Schreiben Tränen fließen, der Atem schneller geht oder ich flüstern versuche, den in sein Verderben rennenden Protagonisten vor selbigem zu warnen. Am Ende eines solchen Zyklusses liege ich jedes Mal erschöpft im Bett, erfüllt vom eben geschaffenen und weiß nicht, wie es weiter geht.

Doch auch die Nachteile dessen sind unverkennbar: in einer Gesellschaft, in der 24/7 erreichbar sein zum Standard geworden ist, ist man für mindestens eine Woche die Persona nongrata wenn man es wagt, für einen Abend nicht erreichbar zu sein. Nicht, dass was sei- aber falls doch...
Diese Diskussion lässt sich umgehen, wenn man arbeitet während der Norgler schnarchend im Bett liegt. ;)

Darüber hinaus ergibt sich ein weiteres Problem: in einer Familie wie meiner ist man praktisch nie allein. Es ist nie leise. Mein Glück ist eine Veranlagung, die ich wohl von meinem Vater geerbt habe und die mir den Spitznamen "Eule" eingebracht hat: ich bin größtenteils nachtaktiv.

Im Alltag etwas problematisch, erleichtert mir dies die Freizeit in den Blaupause...äh... Ferien. Die Nachmittage mit dem Freunden im Schwimmbad, beim Eislaufen oder im Kino verbracht bleibt so die ganze Nacht um der Fantasie freien Lauf zu lassen. Einige Lektoren fragten zwar bereits besorgt, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei, als ich ihnen Nachts um 4 das beendete Lektorat schickte, aber nachdem ich sie aufgeklärt hatte, wurde es zur amüsanten Neckerei wenn bei persönlichen Gesprächen.

Wer auf die Uhr sieht wird feststellen, dass es bereits wieder Zeit für mich ist, also verabschiede ich mich!

Liebe Grüße

Jana Maria